Newsletter März 2010
 
„Lain, lain go away (lain = rain)
please come back another day....”
So singen es hier die Kinder in der Regenzeit.
All die Wassermassen, die hier im mittleren und südlichen Malawi viele Häuser knie-hoch unter Wasser gesetzt haben, fehlen nun dem Norden, der sich berechtigte Sorgen um die Maisernte machen muss.

Nach fast 1,5 Jahren wieder zurück zu kommen in das Land, in dem wir 2008 neun Monate gelebt und gearbeitet hatten, war für uns sehr eindrucksvoll. Im Großen und Ganzen fanden wir eigentlich alles so vor wie wir es verlassen hatten, nur unser Blick auf die malawische Wirklichkeit war ein völlig anderer geworden. Um diesem Kontinent halbwegs gerecht zu werden und um hier überhaupt mit allem klar zu kommen, hatte man eben doch mehr und mehr lernen müssen, die europäische Brille abzusetzen.
Mit großer Herzlichkeit, aber auch mit sehr respektvoller Zurückhaltung wurden wir dann hier von den Mitarbeitern und „unseren Kindern“ in Kunyumba empfangen.
Wir waren froh, dass wir zu Anfang noch eine schöne gemeinsame Zeit mit Maaike hier verbringen konnten, in der sie uns in alle Besonderheiten und drohende Probleme einweisen konnte. Auch jedes Kind hat seinen ganz individuellen Hintergrund und seine Stärken wie Schwächen oder Behinderungen, denen Rechnung getragen werden muss.


Nun will ich aber erst mal den Informationsstand über unsere Kinder aktualisieren:
Wie nicht anders zu erwarten war, hat sich Missi, der inzwischen krabbelt, zu einem Sonnyboy entwickelt, denn er wird ausnahmslos von allen nach Strich und Faden verwöhnt.


Ruthie macht weiterhin bemerkenswerte Fortschritte. Auf Diethelm ist sie ganz besonders fixiert. Sie liebt die täglichen Lauflernübungen mit ihm.


Mtima, der durch eine Gehirnhautentzündung geistig schwerstbehindert ist, genießt einfach nur seine Freiheit in Kunyumba (s. Newsletter Sept. 09). Er ist glücklich, wenn es Essen gibt, und er wird nie müde mit seinen Kronkorken u spielen.


Sem ist ein stiller, für sein Alter viel zu ernster Junge, ein bisschen lern- und sprachbehindert.
Wenn er bei der Gartenarbeit helfen darf, blüht er förmlich auf.


Memory  können wir den Besuch einer Boarding School ermöglichen (50 €/Monat). In den Schulferien ist sie bei uns ein gern gesehener Gast und ersetzt uns eine volle Arbeitskraft.


Anfang des Jahres kam Mary (9 Jahre) zu uns. Sie ist ein Waisenkind. Mary ist sehr intelligent und leider langweilt sie sich oft. Ihr fehlt einfach noch eine adäquate Spielkameradin.


Eine ganz spezielle Herausforderung ist unsere 15 jährige Joyce. Aufgrund ihrer - in der Vergangenheit nicht behandelten – Epilepsy ist sie geistig behindert, auch sehr eigenwillig und launisch. Richtig fröhlich haben wir sie mal erlebt, als wir eine Gruppe Musiker zu Besuch hatten. Sie überraschte uns alle mit ihrem Rhythmusgefühl und ihrer Freude am Tanzen.
Diethelm setzt sich zurzeit intensiv dafür ein, dass sie zur Empfängnisverhütung die 3-Monatsspritze verordnet bekommt. Eine positive Entscheidung zu Gunsten der Patientin hängt hier allerdings weniger von den „Medizinern“ ab, als von Diethelms erfolgreicher Überzeugungsarbeit in der Sippe, denn sie muss sich einstimmig dafür entscheiden.


Gestern kam Ibrahim (9 Jahre) zum ersten Mal zu uns. Bei ihm kam es während einer schweren Malaria zu dem gefährlichen Absinken des Hämoglobinspiegels, sodass sein Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde. Eine rechtzeitige Bluttransfusion hätte seine Gehirnschädigung verhindern können.
Ich glaube, er wird sich hier sehr schnell einleben. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten sorgte er schon für gute Stimmung: er fiel über das Essen her wie einer, der seit Tagen nichts bekommen hat, und anschließend lauerte er auf den Moment, wo der Tisch abgeräumt wurde, um sich von den Nachbartellern noch blitzschnell mit seinen Händen liegen gebliebene Reste, wie Knochen oder Gräten, in den Mund zu schieben.


Behinderte sind hier - und ich denke in allen Ländern der 3. Welt – die ärmsten der Armen. Oft werden die Mütter von ihren Männern auch noch verlassen, sodass die Sorge um den Lebensunterhalt kaum zu lösen ist.
Wenn morgens die Kinder kommen, ist Diethelm schon in den Startlöchern, denn eines von ihnen ist leider immer krank. Auch von den Mitarbeitern ist eigentlich fast immer einer an Malaria erkrankt. Zurzeit ist Kingless, unsere Nanny, betroffen. Ihr Husten ist so hartnäckig, dass Diethelm sie zu einem Tuberkulose-Test ins Krakenhaus geschickt hat.
Auch hat er für alle Kinder einen HIV-Test veranlasst, und wir sind glücklich, dass alle negativ ausgefallen sind. Nur Missis Ergebnis ist noch nicht 100%ig sicher. Wenn er etwas älter ist, muss der Test wiederholt werden.
Wir sind sehr dankbar, dass wir - bis auf anfängliche Darmprobleme und kleinere Infekte – gesund und bei guter Laune geblieben sind.
Die Ehrlichkeit soll aber das letzte Wort haben: Unter dem Umstand, dass wir nun schon seit 4 Wochen ohne Strom leben und abends „mit den Hühnern“ schlafen gehen, haben wir uns doch auch schon das eine oder andere Mal nach Köln geträumt.


Es grüßen herzlich
Vera und Diethelm

Aktuelle Bilder können erst nach unserer Ankunft in Deutschland (Ende April) ins Netz gestellt werden. Wir bitten noch um etwas Geduld.


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln