Newsletter April 2015
 
05.04.2015
Malawi ist immer gut für neue Überraschungen. Wir kommen am Flughafen in Lilongwe an und   müssen erfahren, dass man hier in der Wechselstube aufgrund des gefallenen Euros die Annahme unserer Währung verweigert.

08.04.2015
Gestern stand ein Besuch einer Familie im Dorf auf dem Programm. Wir waren überrascht, wie sicher Peter den Weg dorthin durch den Busch fand. Der 9-jährige behinderte Sohn, Daudi, stand schon seit einem halben Jahr auf unserer Warteliste. Die Baptist Clinic hier in Senga Bay hatte uns einen Rollstuhl für den Jungen mitgegeben. Er kann nicht stehen und nicht laufen. Wir kamen unangemeldet, wurden aber sehr herzlich von der Großmutter begrüßt. Sie besaß sogar 3 halbwegs stabile Stühle, auf denen wir Platz nehmen durften. Daudi fanden wir draußen nackt im Dreck sitzend vor. Sofort wurde eine Schüssel mit Wasser geholt, er wurde abgeseift und angekleidet.
Heute war er nun zum ersten Mal in Kunyumba und rutschte lachend auf seinem Popo über die Wiese. Wir haben die Hoffnung, dass er – wie unsere Ruthie – mit viel Therapie und Training auch irgendwann Laufen lernt.

12.04.2015
Heute während des Sonntagsfrühstücks schlenderte - nur ein paar Meter entfernt von unserem Tisch - ein ausgewachsenes Pavian-Männchen durch unseren Garten. Sofia, unsere neue junge (Wach)hündin, war selber etwas paralysiert und fühlte sich dem Eindringling sichtlich nicht ganz gewachsen. So konnte der Baboon unbehelligt seiner Wege gehen.

18.04.2015
Peter hatte alles schön vorbereitet: Im Hinterhof seiner Kirche fand heute eine „Lesebrillen-Aktion“ statt. Zusammen mit Marlise Lüthard, unserem Gast aus der Schweiz, hatten wir eine stattliche Anzahl Brillen mitgebracht und dazu noch jede Menge Kleider und Schuhe für Kinder. Der Chor sang, wir wurden einzeln aufgefordert uns vorzustellen, dann folgte eine Kurzpredigt mit Dankesworten, und danach durfte sich jeder, der Augenprobleme hatte, eine passende Brille aussuchen. Die Verteilung der Kleidung hatten wir logistisch leider nicht gut vorbereitet, sie lief uns völlig aus dem Ruder; es war ein einziges Grapschen, Hauen und Stechen…die Stärksten haben gesiegt.

20.04.2015
Es ist einfach nur deprimierend, wie wenig hier in Malawi in die Bildung investiert wird. Wo fließen denn bloß die vielen Entwicklungshilfegelder hin? Wir haben heute in der Primary School in Senga Bay hospitiert. Zwei unserer behinderten Kinder, Sifati und Ruthie, sind hier Schüler und wir haben für sie zzt. auch leider keine Alternative.
Ca. 90-100 Kinder saßen auf dem Boden und verfolgten mehr oder weniger diszipliniert den Unterricht. Die Lehrerin war sichtlich bemüht ihr Bestes zu geben, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Stattdessen blieb eine große Betroffenheit bei uns zurück: schlecht bezahlte und ausgebildete Lehrer, keine Tische, keine Bänke, keine Bücher. Ich beobachtete einige Kinder, wie sie auf ihren Knien in ihre zerfledderten Hefte kritzelten, ein Junge befeuchtete mit dem Mund immer wieder die harte Spitze seines Bleistifts, um sie etwas geschmeidiger zu machen. - Sehr lange konnten wir es hier nicht aushalten, der Gestank in dem schmutzigen Raum war unerträglich.
Der Rektor bat uns dann noch zu einem Gespräch in sein Büro, würdigte über alle Maßen die Arbeit von Kunyumba und legte uns auch gleich ein besonders bedürftiges Mädchen ans Herz: Hanifa ist 10 Jahre alt, sehr schüchtern, sie geht an 2 Krücken, ihr linkes Bein ist verkürzt und verkrüppelt. Die Mutter hat 5 Kinder, keinen Ehemann und kein Einkommen. Sie sammelt Feuerholz und verkauft es. Bei unserem Abschied versprachen wir dem Rektor, uns nach Rücksprache mit Peter und dem “Verein“ wieder bei ihm zu melden.

22.04.2015
Unglaublich, wie schnell sich Hanifa in Kunyumba integriert hat. Es ist faszinierend ihr beim Ballspielen zuzuschauen, sie spielt mit vollem Körpereinsatz auf einem Bein und einem Knie und ist beinahe so schnell wie die anderen.
Marlise Lüthard hat sich persönlich um Hanifas Familie gekümmert (Hilfe zur Selbsthilfe). Sie hat der Mutter 2 weibliche Ziegen gekauft und den Unterhalt der Familie sicher gestellt bis die Tiere Nachwuchs bekommen. Die Trächtigkeit der Zicken dauert nur 150 Tage, dann werden 1-3 Junge geboren und das Geschäft kann beginnen.

23.04.2015
Heute wurde Hanifa umgeschult. Sieben unserer Kinder besuchen hier in Senga Bay eine kleine Privatschule, die unser Schreiner mit seiner Frau und Tochter betreibt. Sie stecken ihr ganzes Geld und viel Leidenschaft in dieses Projekt. Die Klassen sind klein, die Lehrer bekommen ein angemessenes Gehalt und die Kinder, die hier an Schulbänken sitzen, einen guten Unterricht geboten. Leider können nur wenige Familien die 16.500 Malawi Kwacha (ca.35,00 €) Schulgeld im Jahr für ihre Kinder aufbringen, und bedauerlicherweise fehlen auch dem Schreiner die Gelder, seine Schule zu erweitern.

25.04.2015
Wir treten unseren 25-stündigen Heimweg an...diese langen Reisen scheinen uns mit jedem Jahr beschwerlicher zu werden.

Vera Kleinstoll

 


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln