Newsletter July 2010
 
Muli bwanji? Ndili bwino – kaya inu? Bwino, zikomo.
Wie geht es dir? Mir geht es gut – und wie geht es dir? Gut, danke.
Mit diesen Begruessungsworten beginnt hier jede Konversation.

Und auch mir ist es sehr schnell gelungen, mit dieser Formel Kontakte zu knüpfen. Kurz zu meiner Person: Ich heiße Ute Reichl, bin 48 Jahre alt, seit Juli Vereinsmitglied und seit dem 20. Juni für 7 Wochen in Senga Bay, um dieses –aus meiner Sicht- einzigartige Projekt vor Ort zu unterstützen.

Der Winter und damit die Trockenzeit in Malawi zeigt sich von seiner bestaendig-freundlichen Seite. Die Sonne scheint, der Wind ist stets erfrischend und in Kunyumba ist so etwas wie Ruhe eingekehrt. Maaike wird noch 3 Wochen hier vor Ort sein, und danach wird das Team um Peter den Kunyumba-Alltag alleine stemmen, und wir sind uns sehr sicher, dass dies gelingen wird. Das Team arbeitet nun seit einigen Monaten kontinuierlich zusammen, und Peter zeichnet sich als Projektleiter besonders durch seine Umsichtigkeit aus.
Er ist mit seiner Familie vorige Woche in das kleine umgebaute Haus auf das Kunyumba-Gelaende gezogen (Bild 1), seitdem wohnt Sem (Bild 2), eines unserer Kunyumba-Kinder mit an diesem heimeligen Platz, das erste Mal in seinem jungen Leben, dass er Familie (er)lebt, und sein Gesicht strahlt vor lauter Glueck und Stolz.
Wir hoffen, dass die derzeitige “Mannschaft” weiterhin lange zusammen arbeiten wird, was in Malawi keine Selbstverstaendlichkeit ist. Die personellen Konsequenzen der vergangenen Zeit machen sich nun bezahlt. Die derzeitigen Angestellten ergaenzen sich sehr gut, jede(r) findet hier seinen Platz und seine Aufgaben. Die regelmaessigen Teambesprechungen tragen mit dazu bei, dass die Mannschaft mehr und mehr zusammen waechst. Anfangs war es fuer sie sehr ungewohnt, sich in dieser Runde ueberhaupt, geschweige denn kritisch zu aeussern, unterschiedliche (Gespraechs)kulturen treffen aufeinander, und es ist sehr angenehm, wie wir uns aufeinander zu- und damit gemeinsam fortbewegen. Denn alle (hier vor Ort ebenso wie die Freunde und Foerderer von Kunyumba e.V in Europa und Malawi) haben ein gemeinsames Ziel: Den hier anwesenden Kinder ein Stueck (unbeschwerte) Kindheit und angemessene Foerderung zu bieten. Und waehrend ich dies hier schreibe, dringt von draussen froehliches Kinderlachen als “Zikomo” (= danke!) durch die geoeffneten Fenster.
Deswegen gebuehrt der Kunyumba-Mannschaft und den “neuen” Kindern der Platz im heutigen Newsletter.

Peter (Bild 3) ist der Projektleiter von Kunyumba Trust, und damit fuer den strukturellen Rahmen und ab August fuer die finanziellen Ausgaben im Rahmen der Budgetierung alleine verantwortlich. Er ist dazu ein ausgezeichneter Gaertner, und die Kinder lieben es, mit ihm Gartenarbeiten zu verrichten. Peter wird von den Kindern “uncle” gerufen (klingt dann „uncolo“) und von allen heiss geliebt. Er verkoerpert fuer die Kinder hier eine Vaterfigur, er ist in seinen Anweisungen klar und konsequent, kann ausgelassen mit den Kleinsten herumtoben und scheut sich auch nicht, mit den Kindern ausgedehnt zu spielen, was fuer malawische Maenner nicht unbedingt zum Rollenbild gehoert.

Kingless (Bild 4) ist seit Beginn des Projektes dabei und der ruhende Pol im quirligen Kunyumba-Alltag. Sie kuemmert sich liebevoll um die Hygiene aller Kinder. Das Bad am Tag und das Eincremen danach sind ein wahrer Genuss fuer unsere Kleinen (und Groesseren). Sie hat vor 2 Monaten Mpathso (= Geschenk), einen 2monatigen Saeugling aus ihrer Sippe “adoptiert”, und so waechst Mpathso ebenfalls mit in Kunyumba auf, und es ist eine wahre Pracht, wie er sich von einem Baby mit Greisengesicht und Froschbeinchen in einen Wonneproppen entwickelt hat (Bild 5). Ohne Kingless waere Mpathso gestorben.

Kettie (Bild 6) ist mit 23 Jahren unsere juengste Mitarbeiterin. Sie hat selbst eine kleine Familie und versteht es sehr gut, fuer Kinder jeder Altersstufe Lernen und Spielen geschickt miteinander zu verbinden. Taegliche kleine Lerneinheiten wechselt sie mit alltaeglichen Rollenspielen ab. Sie verfuegt ueber ein reiches Repertoire an Bewegungsspielen und Liedern, die von den Kindern gerne und laut mitgesungen werden.
Sie ist die Kuechenchefin und fuer die Zubereitung der taeglichen Mahlzeiten (Fruehstueck, Mittagessen, Nachmittagssnack) zustaendig.

Isabell (Bild 7) ist die Mutter von Ibrahim (kurz: Ibu, Bild 8), eins unserer Kunyumba-Kinder. Ibu ist ein ueberaus aktiver, quirliger, lebensfroher Junge mit ueberschaeumender Energie, der aufgrund seines Handicaps (cerebrale Dysfunktion) sein Verhalten und seinen Bewegungsdrang nicht immer kontrollieren kann. Da es fuer das Team aeusserst schwierig war, staendig ein Auge auf Ibu zu haben, hatten wir die Idee, Isabell als Mitarbeiterin einzustellen, um Ibu im wahrsten Sinne des Wortes bei uns “halten” zu koennen. Sie traegt nun als Mutter die letztendliche Verantwortung, wenn Ibu z.B. auf die Idee kommt, das Tor zu oeffnen und wegzulaufen. Das Konzept geht bisher auf und zeigt sehr deutlich, dass unkonventionelle Wege, die gemeinsam beschritten werden, Kunyumba und das Team zu einer Einheit wachsen laesst. Isabell kann viel von den anderen Kolleginnen, auch im Umgang mit ihrem Sohn, lernen, und sie ist sehr dankbar ueber die Chance, die Kunyumba ihr und ihrem Sohn gibt. Im  Kunyumba-Alltags ist Isabells Schwerpunkt die taegliche Reinigung der Kinderkleidung und der Haushaltswaesche (per Hand natuerlich).

Innocent (Bild 9) ist in erster Linie fuer die Sauberkeit und Sicherheit im Haus und auf dem Gelaende zustaendig. Er ist so etwas wie ein guter Hausgeist und von morgens 6 bis nachmittags 17 Uhr fuer Kunyumba auf den Beinen. Fehlt im Kunyumba-Team jemand, uebernimmt er auch bereitwillig Aufgaben in Bezug auf die Kinder.

Ausserdem beschaeftigt Kunyumba noch 2 sich abwechselnde Security-Mitarbeiter fuer die Naechte.

Die Tatsache, dass die MitarbeiterInnen ebenfalls -wie die Kinder und ihre Familien- aus Senga Bay stammen, ermoeglicht einen engen Kontakt und Austausch, direkte Interventionen und Absprachen, die von allen Beteiligten gemeinsam getragen werden.
Auch dies macht die besondere Qualitaet unseres Day-Care-Centers aus.

Zum Ende unseres heutigen Newsletters moechte ich Euch / Ihnen noch die 4jaehrigen Zwillinge Ruthie und Flora (liebevoll im Doppelpack Fruthie genannt, Bild 10) vorstellen. Wir trafen sie im Dorf unter den aermlichsten Bedingungen an, der Vater war schwer erkrankt und ist vor 3 Wochen verstorben. Ruthie und Flora kommen taeglich um 11 Uhr nach dem Besuch des Kindergartens und haben sich hier sehr gut eingelebt, ihre Scheu „Azungu“ gegenueber wird von Tag zu Tag geringer.

Wir Azungu werden nun bald diesen wunderschoenen Platz mit guten Gefuehlen verlassen, um dann abwechselnd  in regelmäßigen Abständen wiederzukommen und Zeuge der Entwicklungen in Kunyumba e.V. zu werden.

In diesem Sinne:
Tionana!
Auf Wiedersehen

Ute Reichl


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln