Newsletter August 2013
 

Ein Interview mit Memory und Chifundo im August 2013

Memory (18) und Chifundo (16) sind neben Joyce unsere ältesten Mädchen im Projekt und besuchen beide ein weiterführendes Internat, was nur durch die Finanzierung über Spendengelder möglich ist. In den Ferien kommen sie jeden Tag ins Projekt, um die MitarbeiterInnen tatkräftig zu unterstützen, aber auch, weil Kunyumba zu ihrer „Ersatzfamilie“ geworden ist.

 

Ute: Hallo ihr beiden, schön mit euch ein wenig zu reden – doch bevor ich mit dem Interview starte, möchte ich euch bitten euch kurz selbst vorzustellen.

Memory: Mein Name ist Memory Mbwambala, ich bin am 17. Juli 1995 geboren und das jüngste Kind in meiner Familie. Ich habe noch drei ältere Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester. Ich lebe mit meiner Mutter zusammen, die einer Arbeit nachgeht. Mein Vater starb, als ich drei Jahre alt war. Ich bin stolz darauf, das älteste Kind in Kunyumba Trust zu sein. In den Ferien bin ich jeden Tag von Montag bis Freitag hier.

Chifundo: Ich bin Chifundo Sosola und 16 Jahre alt. Mein Geburtstag ist am 14. Dezember. Ich bin das sechste von insgesamt acht Kindern, vier Jungen und vier Mädchen. Ich lebe seit sieben Jahren bei meinem Onkel. Nach dem Tod meines Vaters 2006 verließ meine Mutter mit zwei meiner Geschwister die Familie. Ich habe seitdem nichts mehr von ihnen gehört.

Ute: Wie lange seid ihr schon hier im Projekt?

Memory: Seit vier Jahren, zusammen mit Missi, Ruthie, Mtima und Sem.

Chifundo: Ich bin seit drei Jahren hier.

Ute: Könnt ihr euch noch an euren ersten Tag erinnern und ihn kurz beschreiben?

Memory: Maaike und Sarah erzählten meiner Mutter, dass sie ein Projekt für behinderte Kinder und Waisen in Senga Bay eröffnen wollten. Maaike kennt meine Mutter von ihrer früheren Arbeitsstelle und hat gesehen, wie oft ich alleine auf mich gestellt war.  Ich war dann zu Besuch bei der Eröffnungsfeier und habe dort Kingless (die älteste Mitarbeiterin) und die Kinder Mtima, Sem und Missi kennengelernt.

Chifundo: Ojaah,ich erinnere mich  ganz genau. Es war der 01.08.2010. Uti und Maaike waren hier und begrüßten mich. Zuerst war ich drei Tage zur Hospitation da und danach sagte mir Onkel Peter (der Projektmanager), dass ich bleiben kann.

Ute: Was mögt ihr hier am meisten?

Memory: Mit den Kindern spielen und die Zeit vertreiben, zum See gehen, schwimmen, das Essen und den Abwasch.

Chifundo: Ja, ich mag es auch mit den anderen Kindern zusammen zu sein, ich mache gerne den Abwasch und helfe beim Kochen. Ich mag es aber auch, dass ich mich auch zurückziehen kann, um ein wenig zu schlafen, wenn ich müde bin.

Ute: Chifundo, du hast eine körperliche Behinderung – welchen Rat kannst du anderen behinderten Menschen geben?

Chifundo: Kümmere dich nicht um das Gerede der anderen. Sei stark!

Ute: Ich weiss, dass ihr  Schülerinnen der weiterführenden Schule „Mvera private boarding school“ seid. Du Memory seit 2009 und du Chifundo seit 2011. Was sind eure Lieblingsfächer?

Memory: Biologie, Geografie, Lebenskunde, Englisch und Landwirtschaft.

Chifundo: Biologie, Physik, Englisch und Chichewa (die Landessprache).

Ute: Was ist euer Job, wenn ihr die Ferien im Projekt verbringt?

Memory und Chifundo: Abwaschen, kochen, servieren, zur Maismühle gehen, mit den Kindern spielen und sie zum schwimmen begleiten.

Ute: Wie sehen denn so eure Pläne für die Zukunft aus?

Memory: Ich möchte auf alle Fälle meine Ausbildung beenden. Ich würde gerne im Bereich Ernährungswissenschaften oder als Krankenschwester arbeiten. Außerdem könnte ich mir auch vorstellen, später in der Tourismusbranche zu arbeiten. Na, und dann würde ich auch gerne heiraten und zwei Kinder haben wollen. Manchmal träume ich davon in der Zukunft außerhalb von Malawi zu leben, am liebsten in Amerika oder Belgien.

Chifundo: Nach Beendigung meiner Ausbildung würde ich gerne als Krankenschwester in einem Krankenhaus arbeiten. Und heiraten möchte ich natürlich auch und eine kleine Familie mit zwei Kindern gründen. Ich könnte mir auch vorstellen, zwei bis drei Kinder zu adoptieren. Wenn ich die Chance hätte außerhalb von Malawi zu leben, wäre ich am liebsten in Deutschland oder Großbritannien.

Ute: Und was denkt ihr, könnten Pläne für Kunyumbas Zukunft sein – habt ihr da Ideen?

Memory und Chifundo: Es wäre schon schön, wenn wir ein eigenes Grundstück hätten, wo uns niemand anderer Vorschriften machen kann und wo wir für eine ganz lange Zeit bleiben würden. Wir könnten uns dann auch vorstellen, dass Kunyumba noch mehr Kinder aufnimmt und mehr MitarbeiterInnen einstellt. Kinder mit Behinderungen sollten auf keinen Fall isoliert werden.

Ute: Gibt es etwas, worauf ihr euch schon jetzt freut?

Memory: An dem Tag, an dem ich eine gute Arbeit finden werde, werde ich glücklich sein.

Chifundo: …wenn ich 20 Jahre alt werde; denn dann bin ich eine Erwachsene.

Ute: Und gibt es etwas, worüber ihr euch Sorgen macht?

Memory: Ich bin schon besorgt, falls ich die Schule nicht schaffe und mein Sponsor „umsonst“ für mich bezahlt hat…(Memory stockt)…Ich kann nur beten…

Chifundo: Für mich wäre es schrecklich, wenn ich nach meiner Schule keine Arbeit finde.

Ute: Habt ihr noch Fragen, die ihr mir gerne stellen wollt?

Memory und Chifundo: Was ist das Höchstalter für ein Kind hier in Kunyumba? Wie lange können sie bleiben? Wie geht Kunyumba mit Menschen um, die wegen Bezahlung von Schulgeld für ihre Kinder anfragen? Dürfen wir noch weiterhin kommen, wenn wir ein College besuchen? Können wir nachfragen, wenn eines der Kinder noch etwas mehr zu essen haben möchte? Ist es möglich, dass eine von uns dich mal besuchen kann?

Ute: Ganz herzlichen Dank für das Interview. Ich werde es aufschreiben und es wird auf unserer Homepage erscheinen, sodass alle interessierten Menschen in der ganzen Welt es lesen können. Es wäre toll, wenn ich noch ein Bild für den Newsletter machen könnte. Ist das okay für euch?

Memory und Chifundo: Ja natürlich. (beide lachen) Wir sind sehr gerne hier in Kunyumba und genießen die Zeit mit dir und freuen uns über jeden Besuch von euch. Ganz, ganz herzliche Grüße an alle und ein großer Dank!


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln