Newsletter Mai 2012

18. April 2012
Die einzige asphaltierte Straße, die durch Senga Bay bis nach Lilongwe führt, ist wie leer gefegt.   
Nur für die vielen Fahrradfahrer, die sonst von hupenden Autos von der viel zu engen Fahrbahn verscheucht werden, ist dieser Zustand von Vorteil: Nirgends gibt es zurzeit Benzin zu kaufen.  
Gut zu wissen, dass es für den absoluten Notfall einen Schwarzmarkt gibt, der den Liter für umgerechnet 4,00 bis 5,00 € anbietet.
So üben wir uns in Geduld, eine der Tugenden, die man sich hier in Malawi erwerben sollte, erfreuen uns an dem lebendigen Treiben in Kunyumba und warten ab bis die „Buschtrommeln“ verkünden, dass die eine oder andere Tankstelle in Salima wieder geöffnet hat.
Letzte Woche ist Peter zwei Mal mit großen Hoffnungen auf ein paar Liter in die Stadt gefahren. Beim ersten Mal stand er 8 Stunden vergeblich in einer Warteschlange und beim zweiten Mal wurde er am frühen Morgen, nachdem er die Nacht im Auto geschlafen hatte, mit 10 Litern abgespeist, nicht genug, um damit unsere notwendigen Erledigungen in Lilongwe zu machen.

24. April 2012
Gestern war die Beerdigung des Präsidenten Bingu wa Mutharika, er starb an einem Herzinfarkt. Man wollte noch versuchen, seinen Leichnam außer Landes zu fliegen und seinen Tod damit noch einige Tage vertuschen, um durch eine Verfassungsänderung zu verhindern, dass eine Frau für die nächsten 2 Jahre an die Macht kommt. Letztendlich müssen sich dann wohl doch zu viele geweigert haben (u.a. auch der Pilot), bei diesem Komplott mitzumachen.
Nun setzen die Einwohner des Landes große Hoffnungen in die Vizepräsidentin Joyce Banda. Bingu wa Mutharika hatte sich zunehmend unbeliebt gemacht, das Land in den Bankrott getrieben, sich mit den Nachbarländern überworfen und viel, viel Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet.
Schon jetzt , wenige Tage nach seinem Tod, haben z. B. Südafrika und Sambia wieder ihre Unterstützung zugesichert und..... eine große Benzinlieferung auf den Weg geschickt.

27. April 2012
Heute hat sich eine junge Frau bei uns vorgestellt mit der Bitte, ihr behindertes Kind bei uns aufzunehmen.  Zaina, 7 Jahre alt, ist ein hübsches Mädchen und - verursacht durch eine Meningitis - geistig sehr behindert. Bis auf  die schrillen Töne, die sie ausstößt, verhält sie sich völlig teilnahmslos. Sie sitzt nur da, schaut sich stundenlang ganz versunken ihre Finger an und scheint in ihrer ganz eigenen Welt zu leben.
Wir haben ja schon sehr viel Armut in Malawi gesehen, aber diese Mutter ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, nachdem wir uns ihre Lebensumständen näher angeschaut hatten.
Neben Zaina hat diese schöne junge Frau noch Zwillinge, 7 Monate alt, zwei richtig dicke „Brocken“, jeder wiegt 10 kg. Einer von ihnen hat beide Beine in Gips, vermutlich wegen einer leichten Fehlstellung des Hüftkopfs nach der Geburt. Diesen trägt sie auf dem Rücken, den anderen vor der Brust. So kommt sie zufrieden lächelnd Tag für Tag, morgens und abends - jede Strecke bedeutet für sie 40 Min. Fußmarsch. Durch Kunyumba hat sie wieder Hoffnung für ihre aussichtslose Situation bekommen. Vielleicht kann sie mit einer kleinen Starthilfe schon bald wieder ein kleines Business betreiben. Der Vater ihrer Kinder ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, und so haust sie allein mit ihren 3 Kindern – menschenunwürdig - in einer stockfinsteren winzigen Hütte ohne Fenster. Bei Kerzenschein sah ich in der Zimmerecke ein paar Lumpen liegen, sonst nichts.

5.Mai 2012
Morgen fliegen wir wieder heim. Wir hatten eine richtig gute Zeit hier. Das Zusammenleben mit den Mitarbeitern und Kindern war so harmonisch, ja fast familiär, dass uns der Abschied zum ersten Mal schwer fällt. Vorgestern hatten wir noch ein Staff-meeting, so richtig deutsch mit Kaffee und Kuchen. Eröffnet wurde es von Peter, der ein englisches Weihnachtslied (im Mai!) anstimmte, das ihnen von Sarah bei ihrem letzten Besuch beigebracht wurde.
Nachdem wir die Agenda durchgearbeitet hatten, meldeten sich ausnahmslos alle zu Wort, jeder wollte seinen Dank zum Ausdruck bringen. Kunyumba hat nicht nur das Leben unserer (mittlerweile 19 Kinder) grundlegend positiv verändert, auch die Angestellten haben mit ihrem Arbeitsvertrag, der dazugehörigen Krankenversicherung für ihre Familien und die sehr guten Arbeitsbedingungen im Vergleich zu 90 Prozent aller Malawier das große Los gezogen.

Vera Kleinstoll


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln