Newsletter November 2015

Zurück in Kunyumba. Wir wurden wieder so herzlich begrüßt. Es war wie immer: ein Gefühl, als wenn man nach Hause kommt.
Das Anwesen, die Kinder und das Personal machten einen guten Eindruck, und auch unser Bio-Garten wächst und gedeiht.


Zunächst haben wir uns sehr gefreut, endlich unsere “Neuzugänge“ kennenzulernen: Die bezaubernde kleine Rita ist Ulitas Tochter. Ulita ist für ihr Alter unglaublich flexibel, sie  wechselt problemlos von ihrer Mutterrolle in die des jungen Kindes, das sie ja selber noch ist. Mal sieht man sie kichernd mit den anderen Kindern spielen und dann auch wieder fleißig mitarbeitend. Sie nutzt die Chancen, die Kunyumba ihrem Leben bietet, gibt ihr Bestes in der Schule, hilft, wo sie kann und ist eine sehr fürsorgliche Mama. Sie scheint nie ihr Lächeln zu verlieren. Ich bin unglaublich stolz auf sie. Ulita ist eines der Kinder, deren Leben durch  Kunyumba grundlegend verändert wurde - ein Unterschied wie Tag und Nacht.



Daudi ist neu in Kunyumba und ein richtig glückliches Kerlchen. Er ist ein extrem kleinwüchsiger 8-jähriger Junge. Seine Körper- und Lernbehinderung sind Geburtsschäden, wie das so oft in Malawi vorkommt. In einem Tuch auf seinen Rücken gebunden bringt ihn sein Großvater jeden Morgen zu Kunyumba. Daudi kann weder laufen noch sprechen, aber er ist sehr interaktiv, willensstark und hat einen Humor, der uns alle zum Lachen bringt. Wir hoffen, dass unser engagiertes Team mittels ganz gezielter Übungen noch einige Fortschritte bei ihm erzielen kann.


Ruthie hat in Sifati eine “Beste Freundin“ gefunden, die mit einer ähnlichen Behinderung lebt. Außerhalb von Kunyumba kümmert sich der Großvater um Sifati, deren körperliche Fähigkeiten sehr eingeschränkt sind. Es ist so kurios, wenn Ruthie ihr klar und deutlich und auf etwas dominante Weise ihre schon erworbenen Fähigkeiten demonstriert. Das geht vom Spielen mit den Bauklötzen bis hin zum Umgang mit den hyperaktiven Kindern wie Ibu und Gift. Ruthie und Sifati sind ein echt gutes Team.



Hanifa ist wirklich bewundernswert; ihre Mobilität ist eingeschränkt aufrund eines verkürzten Beins, das etwa in Höhe des Knies endet. Hinzu kommen problematische familiäre Hintergründe. Aber Hanifa ist ein starkes und kluges Mädchen, das trotz ihrer Behinderung Fußball spielt, mit beeindruckender Geschwindigkeit umherläuft, auf Bäume klettert ... und  herunterfällt - wie jedes andere Kind auch. Ich stelle immer wieder fest, dass die Kinder mit den tragischsten Schicksalen oder größten Schwierigkeiten diejenigen sind, die die größte Willensstärke und Zielstrebigkeit mitbringen. Wir nennen sie manchmal stolz “The Unbreakables”.


Hanifas Geschichte ähnelt der von Chifundos, die gerade die Secondary School beendet hat, und die nun ihre berufliche Zukunft im Gesundheitswesen sieht. Wir werden unser Bestes tun, sie darin zu unterstützen.


Ebenso hat es endlich auch Memory geschafft, die Secondary School erfolgreich abzuschließen. Auch sie freut sich jetzt auf ihre Berufsausbildung, möglicherweise auch im Gesundheitswesen.

Atupele hat sich sehr verändert. Vom Baby ist sie nun zu einem kleinen süßen, selbstbewussten Mädchen herangewachsen. Sie schaut mich oft an und nennt mich Freddy. Meine Versuche sie zu verbessern waren bislang erfolglos. Mittlerweile hat sie aufgegeben und nennt mich stattdessen nun einfach Mzungu (Weiße).



Evance und Imulani sind wie Pech und Schwefel. Evance ist ein hübscher schüchterner kleiner Junge und Imulani ist groß, stark, selbstbewusst – ein Anführer. Ihre zukünftigen Rollen liegen klar auf der Hand. Wie bei Missi und Mphatso ist es schön zu sehen, wie sie wie unzertrennliche Brüder aufwachsen – und in der malawischen Kultur sind sie das auch. Missi und Mphatso sind jetzt 7 und kümmern sich so rührend umeinander! Ich glaube, dieses  Freundschaftsband wird ihr ganzes Leben lang halten.



Seit Annie, Stella und Eunice die Boarding School besuchen, haben sie eine Wandlung durchgemacht: Wir trafen sie bei Chifundos Abschlussfeier, und sie führten uns durch ihre Schule, die Unterrichtsräume und Schlafsäle. Wir erlebten drei junge selbstbewusste Damen, die fließend Englisch sprechen, hoch motiviert sind, in der Schule ihr Bestes zu geben und stolz sind, auf diese Schule gehen zu dürfen.



Ein weiterer Neuzugang in Kunyumba ist Michael, ein neuer Angestellter, der sich vorwiegend um die Hygiene der Jungen kümmert, aber auch den Fahrdienst für Bia übernimmt und darüber hinaus die 1:1 Betreuung für Gift, der für uns eine besondere Herausforderung bleibt. Michael hat unsere Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen: Gift war ein kleiner, starker, wütender, frustrierter Junge, als wir ihn das letzte Mal sahen. Ein wenig größer nun ist er ein Kind, das lächelt, interagiert, das Leben genießt und gelegentlich natürlich noch seine freche Seite zeigt.


Neben Gift betreuen wir einige Kinder, die nicht sprechen können und hoffen, eine Form der Zeichensprache bei ihnen einführen zu können, die speziell an Kinder mit verzögerter Lern- und Kommunikationsschwäche gerichtet ist. Ihnen „Mr. Tumble“ vorzustellen, schien hier der einfachste und beste Weg zu sein. Die DVD-Box hat uns viele, viele Stunden zum Lachen gebracht und sowohl den Kindern als auch den Mitarbeitern viel Spaß beschehrt., Alle sind  total vernarrt in Mr. Tumble. Und während sie sich beim Schauen amüsieren, lernen sie gleichzeitig und unterstützen sich gegenseitig bei der Erarbeitung der Gebärdensprache.



Zu guter Letzt kann ich diesen Newsletter nicht abschließen, ohne Ibu, Mtima und Semu zu erwähnen. Alle drei sind nahezu junge Männer geworden, die im Stimmbruch sind und denen kleine Schnurrbärte wachsen. Ein wenig trauere ich noch ihrer Kindheit nach, aber gleichzeitig ist es ein Gefühl der Bereicherung, mit ihrer Entwicklung auch ihre Möglichkeiten wachsen zu sehen.

Maaike
Übersetzung: Sarah Kronenberg






Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln